Magnetresonanz-Grundlagen



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Inhaltsverzeichnis: Grundlagen

1.1. Einführung
1.2. Entwicklungsgeschichte

2.0. Das Magnetresonanzphänomen
2.1. Boltzmannverteilung
2.2. Magnetresonanz
2.3. T1-Relaxation
2.4. T2-Relaxation

3.0. Grundlagen der Ortskodierung
3.1. Zweidimensionales Fourier-Rekonstruktionsverfahren
3.2. Selektive Anregung
3.3. Frequenzkodierung
3.4. Phasenkodierung
3.5. Dreidimensionales Fourier-Rekonstruktionsverfahren

4.0. Sequenzen
4.1. Spinecho-Verfahren
4.2. Gradientenecho-Verfahren
4.3. Mehrschicht-Gradientenecho-Verfahren
4.4. Sequenzparameter

5.0. Technische Komponenten eines Magnetresonanz-Tomographen
5.1. Magnet
5.2. Magnetische Gradienten
5.3. Hochfrequenzsender
5.4. Hochfrequenzempfänger
5.5. Signalverarbeitung
5.6. Rechenanlage
5.7. Bedienkonsole, Auswerte- und Dokumentationseinheit

6.0. Paramagnetisches Kontrastmittel Gd-DTPA
6.1. Physiko-chemische Eigenschaften
6.2. Pharmakologische Eigenschaften
6.3. Unverträglichkeiten und unerwünschte Nebenwirkungen
6.4. Kontrastmittelapplikation

7.0. Literatur

8.0. Verzeichnis der Abkürzungen



1.1 Einführung


Die Magnetresonanztomographie (MRT, Synonym: Kernspintomographie (KST)) ist ein Schnittbildverfahren für die medizinische Diagnostik, das sich in erster Linie durch ein hohes Kontrastauflösungsvermögen auszeichnet. Aufgrund der hervorragenden Darstellbarkeit des Weichgewebes hat sich die MRT zu einem der Röntgen-Computertomographie vielfach überlegenen Verfahren entwickelt. Die MRT basiert heute auf der Anwendung von Spinecho- und Gradientenecho- Sequenzen, die bei Messzeiten in der Grössenordnung von Minuten eine exzellente Bildqualität ermöglichen. Für eine vollständige Untersuchung müssen die Sequenzen in mehreren Schichtorientierungen und verschiedenen Kontrastierungen wiederholt werden, so dass die Untersuchungszeit für eine Magnetresonanztomographie zwanzig Minuten oder länger betragen kann.
 

1.2. Entwicklungsgeschichte

1945 gelang es zwei Gruppen von Physikern - PURCELL, TORREY und POUND an der Harvard Universität sowie BLOCH, HANSEN und PACKARD an der Stanford Universität - unabhängig voneinander, das Phänomen der magnetischen Kernresonanz an festen und flüssigen Substanzen zu beobachten. Bereits Anfang der fünfziger Jahre wurde die magnetische Kernresonanz auf Probleme der Chemie und Physik angewendet. Besondere Bedeutung erlangte die Methode der magnetischen Kernresonanz-Spektroskopie für die Analyse chemischer Verbindungen und chemischer Reaktionsabläufe. Im Jahr 1973 wurde durch LAUTERBUR erstmals ein Verfahren zur Bildgebung mit Hilfe der magnetischen Kernresonanz vorgestellt. Die grundlegende Idee LAUTERBUR´s war die Einführung magnetischer Gradientenfelder zur Ortskodierung der Kernresonanzsignale. Die Tomographie mit Hilfe der Magnetresonanz ist seitdem mit der Entwicklung stärkerer und homogenerer supraleitender Magnete, der Elektronik und der Computertechnik zu einem der leistungsfähigsten bildgebenden Verfahren in der medizinischen Diagnostik gereift und hat das Potential, Röntgenuntersuchungen zu verdrängen.
 

2.0. Das Magnetresonanzphänomen

Das Magnetresonanzphänomen ist durch den Wechsel der Energiezustände der Kernspins unter Austausch von Hochfrequenzenergie gekennzeichnet. Bei jedem Magnetresonanzexperiment wird Hochfrequenzenergie in eine Probe eingestrahlt und kurz darauf die von der Probe ausgehende Hochfrequenzantwort registriert. Die Voraussetzung für das Magnetresonanzphänomen wird durch ein äusseres Magnetfeld geschaffen, durch das für die Atomkerne aufgrund ihres Kernspins verschiedene Energiezustände entstehen. Durch einen Hochfrequenzimpuls mit Resonanzfrequenz wird den Atomkernen Energie zugeführt. Die Atomkerne werden auf ein höheres Energieniveau angehoben. Nach dem Abschalten der Energiezufuhr fallen die Atomkerne auf das niedrigere Energieniveau zurück und geben die aufgenommene Energie wieder in Form eines Hochfrequenzsignals ab.

Für ein tieferes Verständnis des Magnetresonanzphänomens sind die Grundlagen im folgenden Text eingehender erläutert. Die physikalische Grundlage der magnetischen Kernresonanz ist der Kernmagnetismus. Der Kernmagnetismus beruht auf der Tatsache, dass die elektrisch geladenen Kernteilchen eine Rotationsbewegung ausführen. Da bewegte elektrische Ladungen ein Magnetfeld verursachen, besitzt jedes Kernteilchen ein magnetisches Moment. Wenn im Atomkern eine ungerade Zahl von Kernteilchen vorliegt, wird das magnetische Moment der Kernteilchen nach aussen wirksam. Bei gerader Kernteilchenzahl neutralisieren sich die magnetischen Momente der Kernteilchen, so dass nach aussen kein Kernmagnetismus messbar wird. Für die magnetische Kernresonanz kommen also nur Atomkerne mit ungerader Kernteilchenzahl in Betracht. Solche Atome mit ungerader Kernteilchenzahl sind z.B. Wasserstoff (1H), Kohlenstoff (13C), Natrium (23Na) und Phosphor (31P).

Bisher ist bei der Magnetresonanztomographie nahezu ausschliesslich der Kernmagnetismus der im Gewebe sehr zahlreich vorhandenen Wasserstoffatome genutzt worden. Nach der Quantentheorie verhält sich ein Wasserstoffatomkern wie ein rotierender Kreisel, der einen Drehimpuls um seine Rotationsachse besitzt, den sogenannten Kernspin oder genauer Spindrehimpuls. Die Rotationsachsen der Kernspins folgen dem Prinzip der maximalen Entropie und nehmen zufällige und ungeordnete Orientierungen im Raum ein (Abb. 1a). Wenn die Kernspins in ein statisches Magnetfeld gebracht werden, werden die Rotationsachsen der Kernspins aufgrund der Wechselwirkung zwischen dem äusseren Magnetfeld und dem Kernmagnetismus in eine Ordnung gezwungen. Die Rotationsachsen der Kernspins richten sich entlang der Feldlinien des äusseren Magnetfeldes aus. Die Kernspins werden gewissermassen im äusseren Magnetfeld polarisiert (Abb. 1b).

Abb. 1a: Entropie der Kernmagnete ohne Magnetfeld
Kernspins ohne Magnetfeld
Zufällige Orientierung der Rotationsachsen der Kernspins bei Raumbedingungen. Die Rotationsachsen der Kernspins, bzw. die magnetischen Momente der Kernspins, sind durch Vektoren symbolisiert. Die Ausrichtung der Rotationsachsen ist aufgrund thermischer Einflüsse ungeordnet. Die Abbildung entspricht einer Momentaufnahme. Die Ausrichtung der magnetischen Momente der Kernspins ist ständigen Änderungen unterworfen.

Abb. 1b: Ausrichtung der Kernmagnete im Magnetfeld
Kernspins im Magnetfeld
Polarisation der Rotationsachsen der Kernspins bei Einwirkung eines starken statischen Magnetfeldes. Die Rotationsachsen der Kernspins bzw. die magnetischen Momente der Kernspins richten sich wie Kompassnadeln entlang der magnetischen Feldlinien aus. Die Abbildung idealisiert das Ausmass der Polarisation. Bei den gebräuchlichen magnetischen Flussdichten (0,5 bis 1,5 Tesla) ist nur ein geringer (circa millionstel) Anteil der Spins polarisiert.
 
 

2.1. Boltzmannverteilung

In Abhängigkeit von der Stärke des Magnetfeldes und der Temperatur entsteht ein Gleichgewicht zwischen der ordnenden Wirkung des Magnetfeldes und der in Unordnung bringenden Wirkung der Temperatur. Das zahlenmässige Verhältnis zwischen polarisierten Kernspins und nicht polarisierten Kernspins wird durch die Boltzmannverteilung beschrieben. Die Boltzmannverteilung ist nach der folgenden Beziehung berechenbar:

(Gleichung 1)

N polar. / N nicht polar. = exp (h * y * Bo / (k * T))

mit:

N polar. = Anzahl der polarisierten Kernspins
N nicht polar. = Anzahl der nicht polarisierten Kernspins
h   = Plancksches Wirkungsquantum (Konstante)
y   = gyromagnetisches Verhältnis (Stoffkonstante)
Bo = magnetische Flussdichte
k   = Boltzmannkonstante
T   = absolute Temperatur


Bei Raumtemperatur und magnetischen Flussdichten in der Grössenordnung von einem Tesla, d.h. bei Bedingungen wie sie an gebräuchlichen MR-Tomographen gegeben sind, ist die Boltzmannverteilung extrem in Richtung der Nichtpolarisation verschoben. Von einer Million Kernspins sind bei diesen Bedingungen nur circa sieben polarisiert. Nur diese sieben polarisierten Kernspins tragen zur Magnetresonanz und letztendlich zur Bildgebung bei. Die Summe der einzelnen polarisierten Kernmagnete wird Längsmagnetisierung genannt.
 

2.2. Magnetresonanz

Die im äusseren Magnetfeld polarisierten Kernspins besitzen ein niedrigeres Energieniveau als die nicht polarisierten Kernspins. Bei der magnetischen Kernresonanz wird den polarisierten Kernspins durch einen kurzen Hochfrequenzimpuls Energie zugeführt. Die polarisierten Kernspins werden durch den Hochfrequenzimpuls angeregt. Bei der Anregung werden die zuvor polarisierten Kernspins aus ihrer Ausgangslage gekippt, so dass sie mit einer zur Feldstärke des äusseren Magnetfeldes proportionalen Frequenz präzedieren. Die rotierenden Kerne rufen durch ihren Kernmagnetismus eine Magnetisierung senkrecht zur Hauptpolarisationsrichtung hervor. Diese transversale oszillierende Magnetisierungskomponente (Quermagnetisierung) kann eine Spannung in einer Empfangsantenne induzieren, die sich verstärken, messen und auf ihre Frequenzanteile hin analysieren lässt. Man spricht bei diesem Vorgang von Kernresonanz oder Magnetresonanz, weil der Energieaustausch zwischen Umgebung und Kernspin nur mit einer ganz bestimmten kernspezifischen Resonanzfrequenz erfolgen kann. Nur wenn der verwendete Hochfrequenzimpuls die Resonanzfrequenz des Kerns besitzt, kann eine Energieübertragung auf den Kernspin stattfinden. Die Resonanzfrequenz wird Larmorfrequenz genannt. Die Larmorfrequenz ergibt sich aus dem Produkt von magnetischer Flussdichte des äusseren Magnetfeldes und dem gyromagnetischen Verhältnis, welches eine Stoffkonstante ist. Verschiedene Atomkerne haben verschiedene Larmorfrequenzen.

(Gleichung 2)

Larmorfrequenz = Bo . y       (Produkt aus Bo und y)
 

  y = gyromagnetisches Verhältnis (Stoffkonstante)
Bo = Magnetische Flussdichte des Grundmagnetfeldes

 
Larmorfrequenzen verschiedener Atomkerne
Atomkern Larmorfrequenz 
(MHz / 0,5 T)
Larmorfrequenz 
(MHz / 1 T) 
1H 21,29 42,58
2D 3,27 6,53
13C 5,36 10,71
19F 20,03 40,05
23Na 5,63 11,26
31P 8,62 17,23
39K 1,00 1,99

Tabelle der Larmorfrequenzen verschiedener Atomkerne. Die Larmorfrequenzen sind für magnetische Flussdichten von 0,5 und 1,0 Tesla angegeben.

Für die klinische MRT wird nahezu ausschliesslich die Wasserstoffprotonenresonanz verwendet. Die Larmorfrequenz für Wasserstoff beträgt bei einer magnetischen Flussdichte von 1,0 Tesla 42,58 MHz. Die Frequenzen für die Protonenresonanz liegen im Kurzwellenbereich (circa 7 m Wellenlänge).
 
 

2.3. T1-Relaxation

Den Vorgang der Polarisation der Kernspins längs der Magnetfeldlinien des äusseren Magnetfeldes nennt man T1-Relaxation (Abb. 2a). Die T1-Relaxation wird auch als longitudinale Relaxation bezeichnet, da die Ausrichtung der Kernspins längs des von aussen angelegten Magnetfeldes erfolgt (Längsmagnetisierung). Die T1-Relaxation ist abgeschlossen, wenn der Anteil der polarisierten Kernspins dem Verhältnis der Boltzmannverteilung entspricht.

Abb. 2a: T1-Relaxation
T1-Relaxation

In einem äusseren statischen Magnetfeld sind die Kernspins längs der Magnetfeldlinien ausgerichtet (in der Abbildung vertikal (1)). Nach einem 90 Grad Hochfrequenzanregungsimpuls wird die Magnetisierung der Kernspins um 90 Grad in die Horizontale rotiert (2). Unmittelbar danach richtet sich die Summe der Magnetisierung der Kernspins wieder mit einer zeitlichen Verzögerung (T1-Relaxationszeit) längs der Magnetfeldrichtung aus (3 bis 6).
 
 

2.3.1. T1-Relaxationszeit

Die Dauer der T1-Relaxation wird durch eine Zeitkonstante - die T1-Relaxationszeit - beschrieben (Abb. 2b). Die Dauer der T1-Relaxationszeit ist abhängig von der magnetischen Flussdichte, der Temperatur und darüber hinaus entscheidend abhängig von der Qualität des relaxierenden Stoffes. Die T1-Relaxationszeiten liegen für Flüssigkeiten bei magnetischen Flussdichten von einem Tesla und unter Normalbedingungen im Grössenbereich von Sekunden und für Weichteilgewebe im Bereich von Zehntelsekunden.

Abb. 2b: T1-Relaxationszeit
T1-Relaxationskurve
Die Zahl der ausgerichteten bzw. relaxierten Kernspins folgt in Abhängigkeit von der Zeit einer exponentiellen Sättigungsfunktion. Die Steigung der Funktion ist durch die T1-Relaxationszeit bestimmt.
 

2.3.2. T1-gewichteter Bildkontrast

Die T1-Relaxationszeit hat einen wesentlichen Einfluss auf die Signalintensitäten und Bildkontraste bei der Magnetresonanztomographie. Man spricht bei Aufnahmen mit einem hohen Anteil an T1-relaxationszeitbedingtem Bildkontrast von T1-gewichteten Aufnahmen. Auf T1-gewichteten Aufnahmen haben Gewebe mit kurzen T1-Relaxationszeiten (z.B. Fett, kontrastmittelanreichernde Strukturen) eine hohe Signalintensität. Umgekehrt haben Stoffe mit langen T1-Relaxationszeiten (z.B. Wasser, Liquor) eine niedrige Signalintensität. Das normale Marklager des Gehirns ist z.B. gegenüber der Hirnrinde auf T1-gewichteten Aufnahmen signalintensiver, weil das Marklager kürzere T1-Relaxationszeiten als die Rinde aufweist. In der Regel sind krankhafte Gewebsveränderungen wegen ihrer verlängerten T1-Relaxationszeiten auf T1-gewichteten Aufnahmen signalärmer als das normale Gewebe abgebildet.
 
 

2.4. T2-Relaxation

Bei der Magnetresonanz präzedieren die angeregten Kernspins um die Längsachse des statischen Magnetfeldes. Unmittelbar nach der Anregung durch einen Hochfrequenzimpuls ist die Präzession aller Kernspins zunächst synchron. Die magnetischen Momemte der einzelnen Kernspins addieren sich zu einer messbaren Grösse (Quermagnetisierung). Mit zunehmender Zeit nach dem Hochfrequenzimpuls treten Desynchronisationen bzw. Dephasierungen der einzelnen Kernspins zueinander auf. Die Ursache hierfür ist in geringen Magnetfelddifferenzen durch unterschiedliche molekulare Nachbarschaftsbeziehungen und Wechselwirkungen der einzelnen Kernspins begründet. Durch die Magnetfeldinhomogenitäten differieren die Larmorfrequenzen der Spins geringfügig, so dass sie auseinanderrotieren bzw. dephasieren. Die magnetischen Momemte der dephasierten Kernspins können sich dann gegenseitig auslöschen und sind dann nicht mehr nachweisbar.

Den Vorgang der Dephasierung der Kernspins durch ihre Wechselbeziehung untereinander nennt man T2-Relaxation. Die T2-Relaxation wird auch als transversale Relaxation bezeichnet, da die Dephasierung der Kernspins transversal oder quer zum äusseren Magnetfeld erfolgt. Die T2-Relaxation ist abgeschlossen, wenn die Kernspins so weit dephasiert sind, dass die Quermagnetisierungskomponenten der einzelnen Spins sich gegenseitig vollständig neutralisieren (Abb. 3a).

Abb. 3a: T2-Relaxation
T2-Relaxation, Dephasierung der Quermagnetisierung
Nach der Anregung durch einen Hochfrequenzimpuls werden die magnetischen Momente der Kernspins in die Quermagnetisierungsebene ausgelenkt und zeigen zunächst alle in die selbe Richtung (1). Die Beträge der einzelnen magnetischen Momente summieren sich zu diesem Zeitpunkt zu einer messbaren Grösse. Die magnetischen Momente der Kernspins rotieren mit gering unterschiedlicher Umdrehungsgeschwindigkeit und laufen mit zunehmender Zeit mehr und mehr auseinander (2,3,4). Da nach einer gewissen T2-Relaxationszeit einige Magnetvektoren gegeneinander ausgerichtet sind, löschen sich ihre Magnetkomponenten gegenseitig aus (4,5,6). Am Ende (6) verschwindet die Quermagnetisierung bzw. das von aussen messbare Kernspinresonanzsignal.
 

2.4.1. T2-Relaxationszeit

Die Dauer der T2-Relaxation wird durch eine Zeitkonstante - die T2-Relaxationszeit - beschrieben (Abb. 3b). Die T2-Relaxationszeit ist von physikalischen Grössen (z.B. Temperatur, Druck) und von der Gewebequalität des resonanzgebenden Stoffes abhängig. Die T2-Relaxationszeit ist immer kürzer als die T1-Relaxationszeit und liegt für Flüssigkeiten bei magnetischen Flussdichten von einem Tesla im Grössenbereich von bis zu mehreren Sekunden und für Weichteilgewebe in der Grössenordnung von Zehntelsekunden.

Abb. 3b: T2-Relaxationszeit
T2-Relaxation, Dephasierung der Quermagnetisierung
Nach der Anregung durch einen Hochfrequenzimpuls verschwindet die transversale Magnetisierung, bzw. das von aussen messbare Magnetresonanzsignal mit zunehmender Dephasierung der Kernspins. Der Signalabfall folgt einer exponentiell abfallenden Funktion, deren Verlauf durch die T2-Relaxationszeit bestimmt wird.
 

2.4.1.0. T2*-Relaxationszeit

Bei Gradientenecho-Sequenzen ist im Vergleich zu den Spinecho-Sequenzen der exponentielle Signalabfall verkürzt. Die Ursache hierfür ist, dass sich bei der Gradientecho-Technik Einflüsse von aussen (z.B. Inhomogenitäten des äusseren statischen Magnetfeldes) störend auswirken können und zu einer beschleunigten Dephasierung der Kernspins führen. Der Signalabfall bzw. die Dephasierung der Kernspins bei Gradientenecho-Aufnahmen wird durch die T2*(T2-Stern)-Relaxationszeit beschrieben. Die T2*-Relaxationszeit ist im Gegensatz zu der T2-Relaxationszeit nicht nur dominierend durch die Gewebeeigenschaften bestimmt, sondern auch von Geräteeigenschaften abhängig. Die T2*-Relaxationszeit ist im Vergleich mit mit der T2-Relaxationszeit immer kürzer.
 

2.4.2. T2-gewichteter Bildkontrast

Die T2-Relaxationszeit hat ebenso wie die T1-Relaxationszeit einen wesentlichen Einfluss auf die Signalintensitäten und Bildkontraste in der Magnetresonanztomographie. Man spricht bei Aufnahmen mit einem hohen Anteil an T2-relaxationszeitbedingtem Bildkontrast von T2-gewichteten Aufnahmen. Auf T2-gewichteten Aufnahmen haben Gewebe mit kurzen T2-Relaxationszeiten (z.B. Hirngewebe) eine niedrige Signalintensität. Stoffe mit langen T2-Relaxationszeiten (z.B. Wasser, Liquor) zeigen dagegen eine hohe Signalintensität. Aufgrund geringfügig niedrigerer T2-Relaxationszeiten des Marklagers gegenüber der Hirnrinde ist das normale Marklager auf T2-gewichteten Aufnahmen signalärmer als die Rinde dargestellt. In der Regel sind erkrankte Gewebsanteile wegen ihrer verlängerten T2-Relaxationszeiten auf T2-gewichteten Aufnahmen signalintensiver als das normale Gewebe abgebildet (Abb. 4a,b).

T1-gewichtete Aufnahme eines intrakraniellen Meningeomes T2-gewichtete Aufnahme eines intrakraniellen Meningeomes
Abbildungen 4 a,b

T1-gewichtetes transversales Magnetresonanztomogramm (SE 500/15) links im Vergleich mit einem T2-gewichteten MRT (SE 2500/90) eines hochfrontalen Meningeomes. Der Tumor ist auf der T1-gewichteten Aufnahme (4 a, links) signalarm im Gegensatz zu der hohen Signalintesnsität des Tumors auf dem T2-gewichteten Bild (4 b, rechts). Die unterschiedlichen Kontraste sind aufgrund verschiedener physikalischer Gewebeeigenschaften bedingt.
 
 

3.0. Grundlagen der Ortskodierung

Bei der Magnetresonanzuntersuchung wird die Summe aller Magnetresonanzsignale einer Probe registriert. Um ein Bild oder Tomogramm zu erzeugen, müssen die Resonanzsignale verschiedenen räumlichen Ursprungs so kodiert werden, dass sie voneinander getrennt und ihrem Ursprungsort zugeordnet werden können.

Die grundlegende Idee zur Ortskodierung stammte von LAUTERBUR. Das Prinzip basiert auf dem festen linearen Zusammenhang zwischen der Larmorfrequenz der Kernspins und der magnetischen Flussdichte. Angenommen das magnetische Feld wäre an jedem Ort innerhalb der Probe verschieden stark, so hätte jeder Kernspin eine andere Resonanzfrequenz. Die von unterschiedlichen Orten stammenden Signalbeiträge wären dann durch eine Frequenzanalyse voneinander zu trennen. Bei der Magnetresonanz-Tomographie werden zur Ortskodierung magnetische Gradientenfelder verwendet, die zusätzlich zum statischen Magnetfeld einwirken und sich diesem überlagern. Diese sogenannten Gradienten können variabel in allen drei Raumrichtungen in schneller Folge ein und ausgeschaltet werden.
 

3.1. Zweidimensionales Fourier-Rekonstruktionsverfahren

Das zweidimensionale Fourier-Rekonstruktionsverfahren ist das Standardverfahren zur Rekonstruktion von Magnetresonanztomogrammen. Beim zweidimensionalen Fourier-Rekonstruktionsverfahren wird eine Raumrichtung durch eine selektive Schichtanregung kodiert, die zweite Raumrichtung durch eine Phasenkodierung bestimmt und die dritte Raumdimension mit Hilfe einer Frequenzkodierung rekonstruiert. Die gemessenen Rohdaten entsprechen dem Frequenzspektrum der Aufnahme (Abb. 5 a,b).

Rohdaten vor 2D Fourierrekonstruktion MR-Bild nach der 2D-Fourier-Bildberechnung
Abbildungen: 5 a,b

Abbild der Rohdaten (links) einer Magnetresonanztomographie des Gehirns (rechts). Zwischen den beiden Abbildungen steht die mathematische Operation der Fouriertransformation. Beide Abbildungen verfügen über den gleichen Informationsgehalt.
 
 

3.2. Selektive Anregung

Die selektive Anregung der Kernspins wird zur gezielten Auswahl einer Schicht eingesetzt. Hierzu wird ein magnetisches Gradientenfeld senkrecht zu der gewünschten Schichtebene angelegt. Wegen des magnetischen Gradienten haben die verschiedenen Schichtebenen entlang des sogenannten Schichtselektionsgradienten unterschiedliche Resonanzfrequenzen. Zur selektiven Anregung einer Schicht wird dann ein Hochfrequenzimpuls mit einem schichtspezifischen Resonanzspektrum eingesetzt. Die Breite des Frequenzspektrums und die Amplitude des Schichtselektionsgradienten bestimmen dabei die Schichtdicke, der mittlere Frequenzversatz die Schichtposition.
 

3.3. Frequenzkodierung

Die Ortskodierung der Spins innerhalb einer Schicht erfolgt durch eine Frequenz- und eine Phasenkodierung. Zur Frequenzkodierung wird während der Messung des Resonanzsignals dem statischen Magnetfeld ein magnetischer Gradient überlagert, so dass die Kernspins entlang des Gradienten unterschiedliche Resonanzfrequenzen abstrahlen. Durch eine Frequenzanalyse mit Hilfe des Fourier-Algorhythmus können die Frequenzanteile des Resonanzsignals in der Raumrichtung des Frequenzkodiergradienten (auch Lesegradient genannt) lokalisiert werden.
 

3.4. Phasenkodierung

Zur Phasenkodierung wird ebenfalls ein magnetischer Gradient - der Phasenkodiergradient - eingesetzt. Der Phasenkodiergradient ist in seiner Ausrichtung orthogonal zu den Frequenz- und Schichtselektionsgradienten. Der Phasenkodiergradient wird für eine kurzen Zeitraum unmittelbar nach dem Anregungsimpuls eingeschaltet. In diesem Zeitraum haben die Spins entlang des Phasenkodiergradienten unterschiedliche Rotationsfrequenzen. Die Spins rotieren auseinander, es entstehen Phasenverschiebungen. Je länger der Phasenkodiergradient einwirkt desto grösser ist die Phasenverschiebung der einzelnen Kernspins zueinander. Die Phasenverschiebung bleibt auch nach dem Abschalten des Phasenkodiergradienten erhalten und kann nachträglich durch eine Phasenanalyse in eine Ortsinformation umgerechnet werden. Die Phasenkodierung der Kernspins erfolgt kurz vor der Frequenzkodierung und ist vor dem Beginn der Messung des Resonanzsignals bereits abgeschlossen. Bei einer Matrix von 512 x 512 Bildpunkten sind zur Kodierung der Phaseninformation 512 Wiederholungen (Pulswiederholungen oder Repetitionen) der Echoerzeugung mit unterschiedlichen Amplituden des magnetischen Phasenkodiergradienten erforderlich.
 

3.5. Dreidimensionales Fourier-Rekonstruktionsverfahren

Das dreidimensionale Fourier-Rekonstruktionsverfahren ist im Vergleich zum zweidimensionalen Fourier-Rekonstruktionsverfahren in der dritten Raumebene, der Schichtselektionsrichtung,  durch eine zusätzliche zweite Phasenkodierung ergänzt. Beim dreidimensionalen Fourier-Rekonstruktionsverfahren werden zwei Raumrichtungen durch Phasenkodierungen bestimmt und die dritte Raumdimension mit Hilfe der Frequenzkodierung rekonstruiert.
 

4.0. Sequenzen

Die Sequenz bestimmt in der Magnetresonanztomographie den Ablauf einer MR-Untersuchung (z.B. Festlegung der Zahl, Dauer und Folge von Hochfrequenzimpulsen und Gradientenschaltungen). Eine Sequenz ist durch das verwendete Sequenzverfahren und durch ihre Sequenzparameter definiert. Das System der Wasserstoffatomkerne kann durch zahlreiche unterschiedliche Sequenzverfahren zur Magnetresonanz gebracht werden. Im folgenden werden nur das Spinecho- und das Gradientenechoverfahren beschrieben.
 

4.1. Spinechoverfahren

Das Spinechoverfahren hat sich in der klinischen MRT als Standardverfahren etabliert. Das entscheidende Merkmal der Spinechotechnik ist, dass nach einen 90 Grad Hochfrequenzanregungsimpuls ein Spinecho durch einen 180 Grad Invertierungsimpuls ausgelöst wird (Abb. 6).

Abb. 6
Sequenzdiagramm: Spinecho

RF - Hochfrequenzimpuls
Gs - Schichtselektionsgradient
Gp - Phasenkodiergradient
Gr - Frequenzkodiergradient
S   - Magnetresonanzsignal


Diagramm der Anregungspulse, Gradientenschaltungen und der Echoentstehung für die Spinechotechnik. Bei der Spinechosequenz folgt dem 90 Grad-Anregungspuls eine dephasierende Gradientenschaltung (Gr). Nach dem Abschalten des Gradienten (Gr) bleibt eine Phasenverschiebung bestehen. Der 180 Grad Hochfrequenzimpuls bewirkt eine Invertierung der Phasenverschiebung. Wird der Gradient (Gr) nochmals in gleicher Weise wie zuvor eingeschaltet wirkt er rephasierend. So wird die Phasenverschiebung betragsmässig wieder reduziert. Zum Zeitpunkt der vollständigen Rephasierung (in diesem Beispiel bei 35 ms) ist die Refokussierung der Kernspins zum Spinecho vollzogen.
 

Abb. 7
Sequenzdiagramm: Gradientenecho
 

RF - Hochfrequenzimpuls
Gs - Schichtselektionsgradient
Gp - Phasenkodiergradient
Gr - Frequenzkodiergradient
S   - Magnetresonanzsignal


Diagramm der Anregungspulse, Gradientenschaltungen und des Phasenverlaufs der Kernspins für die Gradientenechotechnik. Bei der Gradientenechosequenz folgt dem 90 Grad Anregungspuls ebenfalls eine dephasierende Gradientenschaltung (Gr), die im Vergleich zur Spinechosequenz (siehe Abb. 6) jedoch invertiert ist. Der 180 Grad Hochfrequenzimpuls fehlt. Die Rückführung der Phasenverschiebung und die Erzeugung des Gradientenechos wird durch die Umkehrung des Lesegradienten (Gr) erreicht.
 
 

4.2. Gradientenechoverfahren

Das Gradientenechoverfahren bildet die Grundlage vieler Schnellbildverfahren. Im Gegensatz zum Spinechoverfahren wird beim Gradientenechoverfahren die Echoauslösung nicht durch einen 180 Grad Hochfrequenzimpuls sondern durch die Umkehr der Ausrichtung des Frequenzkodiergradienten erreicht (Abb. 7). Bei Anwendung von Anregungswinkeln kleiner als 90 Grad wird das Gradientenechoverfahren auch als FLASH-Technik (Fast Low Angle SHot) oder FFE-Technik (Fast Field Echo) bezeichnet.
 

4.3. Mehrschichtverfahren

Das Mehrschichtverfahren ist sowohl für Spinecho- als auch für Gradientenechosequenzen anwendbar. Durch das Mehrschichtverfahren ist es möglich geworden, mit einer Messung nicht nur eine einzelne Schicht, sondern gleichzeitig multiple Schichten abzubilden. Das Mehrschichtverfahren führte zu einer deutlichen Beschleunigung der Bilderstellung in der MRT. Der Zeitgewinn in Verbindung mit dem Mehrschichtverfahren ist abhängig von der maximalen Schichtanzahl, die quasi simultan gemessen werden kann. Bei der Mehrschichtgradientenechosequenz können im Vergleich mit der Mehrschichtspinechosequenz deutlich mehr Schichten bei gleicher Pulswiederholzeit gemessen werden. Durch das verschachtelte Aneinanderreihen mehrerer Einzelschichtmessungen ist die Gradientenechotechnik in ein Mehrschichtverfahren überführbar. Dabei werden in jeder Schicht nicht nacheinander alle Pulswiederholungen (für eine 512 er Bildmatrix sind 512 Wiederholungen erforderlich) durchgeführt, sondern bei jeder Pulswiederholung erfolgt nacheinander für alle Schichten die selektive Anregung und unmittelbare Auslesung des Gradientenechos (Abb. 8). Da Anregung und Auslesung jeweils nur wenige Milisekunden dauern, können viele Schichten in kurzer Zeit gemessen werden. Die minimal mögliche Pulswiederholzeit (TR), d.h. die Zeit zwischen zwei Anregungen derselben Schicht, verlängert sich beim Mehrschichtverfahren proportional mit der Anzahl der Schichten.

Abb. 8: Mehrschicht-Gradientenecho-Verfahren
Schaltdiagramm der Mehrschichtsequenz
Zeitdiagramm der Mehrschichtgradientenechosequenz. Die Schichten werden durch selektive Anregungsimpulse sukzessiv gemessen. Die Schichtreihenfolge wird verschachtelt, um die Beeinflussung benachbarter Schichten zu reduzieren. Die Pulswiederholzeit TR muss genügend gross sein, um die gewünschte Schichtanzahl messen zu können.
 

4.4. Sequenzparameter

Während durch das Sequenzverfahren die Folge der Hochfrequenz- und Gradientenschaltungen qualitativ festgelegt ist, können durch die Sequenzparameter die Zeitabstände und Amplituden der Hochfrequenz- und Gradientenschaltungen quantitativ verändert werden. Die Sequenzparameter können durch den Anwender am Magnetresonanztomographen vor jeder Messung in weiten Bereichen frei gewählt werden. Die Sequenzparameter haben einen wesentlichen Einfluss auf das Bildergebnis und müssen den klinischen Erfordernissen angepasst werden. Zu den wichtigsten Sequenzparametern gehören die Zeitkonstanten der Pulswiederholzeit (TR für time repetition) und der Echoausleseverzögerung (TE für time echo delay). Weitere Sequenzparameter sind die Echoauslesedauer, der Anregungswinkel alpha, die Anzahl der Datenakquisitionen, die Messmatrix, die Schichtdicke, die Schichtanzahl und der Schichtabstand. Darüber hinaus existieren noch weitere Sequenzparameter auf die hier nicht näher eingegangen wird.
 
4.4.1. Pulswiederholzeit
Die Pulswiederholzeit TR beschreibt die Dauer zwischen zwei Hochfrequenzanregungsimpulsen (Abb. 10).
 
4.4.2. Echoausleseverzögerung
Die Echoausleseverzögerung TE gibt die Zeitverzögerung an, die zwischen der Anregung der Kernspins und der Echoauslesung verstreicht (Abb. 9).
 
4.4.3. Echoauslesedauer
Die Echoauslesedauer entspricht dem Zeitraum in dem das Magnetresonanzsignal registriert wird (Abb. 8). Der Begriff der Echoauslesedauer darf nicht mit der Echoausleseverzögerung verwechselt werden. Nach dem Anregungsimpuls beginnt zuerst der Zeitraum der Echoausleseverzögerung und danach erst der Zeitraum der Echoauslesedauer.

Abb. 9: Sequenzparameter TR und TE  bei einer Gradientenecho-Sequenz
Sequenzparameter: TR und TE
Die Pulswiederholzeit TR bestimmt die Dauer zwischen zwei Anregungsimpulsen. Die Echoausleseverzögerung TE entspricht der Verzögerung zwischen dem Anregungsimpuls alpha und der Echoauslesung. Die Echoauslesedauer entspricht der Einschaltdauer des Lesegradienten bzw. der Zeit, in der das Magnetresonanzsignal aufgezeichnet wird.
 

4.4.4. Anregungswinkel
Der Anregungswinkel ist ein Mass für die mit dem Hochfrequenzanregungsimpuls auf die Kernspins übertragene Energie. Grosse Anregungswinkel kennzeichnen eine hohe Energieübertragung. Der Anregungswinkel beschreibt in welchem Winkel ein Hochfrequenzanregungsimpuls die Kernspins aus ihrer Hauptpolarisationsachse (entlang des äusseren Magnetfeldes) auslenkt. Ein Anregungswinkel von z.B. 90 Grad kippt die Kernspins so weit aus ihrer Ursprungslage, dass sie nach der Anregung senkrecht zu ihrer ursprünglichen Ausrichtung orientiert sind. Bei der Spinecho-Sequenz werden fest eingestellte Anregungswinkel von 90 und 180 Grad verwendet. Bei Gradientenecho-Sequenzen kann durch eine Optimierung (in der Regel Reduktion) des Anregungswinkels ein Signalgewinn erreicht werden.
 
4.4.5. Datenakquisitionen
Durch mehrfache Datenakquisitonen (wiederholte Messungen) und Aufsummierung der Messwerte können die Signalamplituden erhöht und die zufälligen störenden Rauschsignale reduziert werden. Die theoretische Begründung hierfür ist, dass die Vorzeichen und die Amplituden der Rauschsignalintensitäten statistisch um die Nullage normalverteilt sind. Mit zunehmender Zahl gemittelter Rauschsignalintensitäten nähert sich der Mittelwert der Rauschsignalintensitäten dem Nullwert an. Durch die Anzahl der Datenakquisitionen ist die Bildqualität theoretisch beliebig steigerbar. Daher muss die Anzahl der Datenakquisitionen bzw. die Messzeit bei der Beurteilung der Bildqualität stets Berücksichtigung finden (Abb. 10 a,b). Die Anwendung vermehrter Datenakquisitionen hat den Nachteil, dass die Messzeit mit der Zahl der Datenakquisitionen linear ansteigt. Dagegen verringert sich das Rauschen nicht linear, sondern nur mit der Quadratwurzel der Zahl der Datenakquisitionen.

T1-gewichtete Aufnahme eines intrakraniellen Meningeomes T2-gewichtete Aufnahme eines intrakraniellen Meningeomes
Abbildungen: 10 a,b
Einfluss vermehrter Datenakquisitionen auf die Bildqualität. T1-gewichtetes transversales MRT des Gehirns in Ventrikelebene.
Links Messzeit eine Minute bei einer Datenakquisition, rechts Messzeit vier Minuten bei vier Datenakquisitionen. Das Kontrast-zu-Rausch-Verhältnis kann durch verlängerte Mess- und Untersuchungszeiten gesteigert (rechtes Bildbeispiel) werden. Der Kontrast zwischen Marklager und Hirnrinde ist auf der rechten Aufnahme mit verlängerter Messzeit höher.
 
 

4.4.6. Messmatrix
Die Messmatrix bestimmt die Anzahl der Messpunkte und beeinflusst das räumliche Auflösungsvermögen. Die üblichen Messmatrizes sind quadratisch, z.B. 128 x 128, 256 x 256, 512 x 512 oder 1024 x 1024 Messpunkte. Die Grösse der Messmatrix geht linear in die Messzeit ein. Häufig werden heute Matritzen von 2562 oder 5122 verwendet.
 
4.4.7. Schichtdicke, -anzahl, -abstand
Die Schichtdicke kann theoretisch durch die Änderung der HF-Anregungsimpulsform und des Schichtselektionsgradienten in weiten Bereichen variiert werden. In der Praxis sind die verwendeten Schichtdicken jedoch auf einen engen kompromissbedingten Bereich beschränkt, der durch das zunehmende räumliche Auflösungsvermögen und das abnehmende Resonanzsignal bei abnehmender Schichtdicke bestimmt wird. Bei Mehrschichtsequenzen kann eine von der Pulswiederholzeit abhängige maximale Schichtanzahl gewählt werden. Bei einem grossen Untersuchungsvolumen wird dadurch die Schichtdicke zwangsläufig grösser. Zwischen den Schichten können beliebige Schichtabstände bzw. Lücken eingestellt werden. Typische Schichtdicken betragen zwischen 2 und 8 mm.
 

5.0. Technische Komponenten eines Magnetresonanz-Tomographen


Die Hauptkomponenten eines MR-Tomographen sind: ein starker Magnet, magnetische Gradientenfelder, ein Hochfrequenzsender, ein Hochfrequenzempfänger, eine Signalverarbeitungsanlage, ein Rechner, eine Bedienkonsole und eine Auswerte- und Dokumentationseinheit (Abb. 11).

MR-Anlagenkomponenten
Abb. 11

Hauptkomponenten eines Magnetresonanz-Tomographen.
Bei einem Magnetresonanz-Tomographen wird die Funktion der einzelnen Anlagenkomponenten wie der starke Magnet, die magnetischen Gradientenfelder, der Hochfrequenzsender, der Hochfrequenzempfänger, die Signalverarbeitungsanlage und die Auswerte- und Dokumentationseinheit über die Bedienkonsole und den zentrale Rechner gesteuert.
 

5.1. Magnet

Der Magnet besteht in der Regel aus einem supraleitenden Elektromagneten, der mit flüssigem Stickstoff und flüssigem Helium gekühlt wird. Auf diese Weise kann ein starkes statisches Magnetfeld mit hoher Feldhomogenität erzeugt werden. Das statische Magnetfeld dient zur Polarisation der Kernspins und bildet die Grundvoraussetzung für den Magnetresonanzvorgang.
 

5.2. Magnetische Gradienten

Die magnetischen Gradienten werden durch zusätzliche veränderliche Elektromagneten in allen drei Raumebenen erzeugt. Die Gradientenfelder überlagern sich dem statischen Grundmagnetfeld und sind schnell steuerbar. Die Grössenordnung der magnetischen Gradientenfelder beträgt nur circa ein Prozent des statischen Magnetfeldes. Die magnetischen Gradienten werden zur Ortskodierung der Magnetresonanzsignale benötigt.
 

5.3. Hochfrequenzsender

Mit Hilfe des Hochfrequenzsenders wird die für den Magnetresonanzvorgang notwendige Anregungsenergie auf die Kernspins übertragen. Die Frequenz des Hochfrequenzsenders ist auf die Resonanzfrequenz der Kernspins abstimmbar. Die erforderliche Leistung des Hochfrequenzsenders kann in der Grössenordnung von mehreren tausend Watt liegen.
 

5.4. Hochfrequenzempfänger

Die Resonanzsignale (Radiowellen) der Kernspins werden durch einen Hochfrequenzempfänger registriert. Der Hochfrequenzempfänger besteht in der Regel aus einer in einen Schwingkreis integrierten Spule, die in die Nähe der zu untersuchenden Probe gebracht wird. Der Schwingkreis muss vor jeder Untersuchung wie ein Radiogerät auf die Resonanzfrequenz abgestimmt werden. In der Spule werden durch die wechselnden Magnetfelder der Kernspins Spannungen induziert, die weiterverarbeitet werden können.
 

5.5. Signalverarbeitung

Dem Hochfrequenzempfänger ist eine Signalverarbeitung nachgeschaltet. Die sehr kleinen Signale in der Grössenordnung von einigen Mikrovolt müssen zuerst verstärkt werden. Dann erfolgt eine Demodulation der Niederfrequenzsignale aus dem Hochfrequenzsignal. Die Niederfrequenzsignale enthalten die Informationen der Ortskodierung. Die Niederfrequenzsignale werden für die Verrechnung im Computer digitalisiert, d.h. die kontinuierlichen analogen elektrischen Spannungen werden in zeitdiskrete binäre Zahlenwerte computergerecht übersetzt. Die Transformation der Magnetresonanzsignale in Bilddaten erfolgt digital im Computer.
 

5.6. Rechenanlage

Der Rechenanlage kommt in einer Magnetresonanz-Anlage eine zentrale Bedeutung zu. Der Rechner dient nicht nur zur Verrechnung und Nachbearbeitung der Magnetresonanzsignale, sondern ist für die Steuerung und Synchronisation aller Anlagenkomponenten zuständig. Zwischen der Rechenanlage und den oben genannten Anlagenkomponenten bestehen Kommunikationsschnittstellen, über die die Funktionen der magnetischen Gradientenfelder, des Hochfrequenzsenders, des Hochfrequenzempfängers, der Signalverarbeitungsanlage und der Auswerte- und Dokumentationseinheit programmiert werden können. Das Speichersystem der Rechenanlage wird auch zur Archivierung der Bildergebnisse verwendet.
 

5.7. Bedienkonsole, Auswerte- und Dokumentationseinheit

Die Bedienkonsole ist die Schnittstelle der Magnetresonanzanlage zum Benutzer. Über die Bedienkonsole können vom Personal Patientendaten eingegeben, Sequenzabläufe angewählt, Messungen gestartet und Auswertungen der Bildergebnisse vorgenommen werden. Die Bildergebnisse werden zur Dokumentation und Befundung in der Regel über ein Kamerasystem auf Filmfolien abgelichtet. Die modernen Kamerasysteme arbeiten mittels Laserbelichtung der Filme.
 
 

6.0. Paramagnetisches Kontrastmittel Gd-DTPA

Das MR-Kontrastmittel Gadolinium-DTPA wurde in den Jahren 1984 und 1985 kurz vor der Einführung der schnellen Gradientenecho-Sequenzen erstmals klinisch eingesetzt.

Gadolinium(Gd)-DTPA ist ein intravenös applizierbares Kontrastmittel zur Kontrastverstärkung in der MRT. Seit der Einführung des Kontrastmittels Gd-DTPA und den ersten klinischen Kontrastmittelanwendungen am Menschen im Jahr 1984  hat sich der Einsatz des Kontrastmittels Gd-DTPA in der MRT rasch durchsetzen können. Inzwischen sind verbesserte Kontrastmittel mit noch geringerer Osmolalität entwickelt worden.

Bei der kontrastmittelunterstützten MRT intrakranieller Läsionen ist das Kontrastmittel Gd-DTPA in der Lage, eine fehlende oder gestörte Blut-Hirn-Schranke über eine Signalintensitätserhöhung auf T1-gewichteten Aufnahmen anzuzeigen. Im gesunden Hirngewebe verhindert die Blut-Hirn-Schranke das Austreten des Kontrastmittels in den Extrazellulärraum, wodurch eine Kontrastmittelanreicherung im gesundem Hirngewebe ausbleibt. Der Kontrast zwischen erkrankten und gesunden Hirngewebsarealen wird im Falle einer Blut-Hirn-Schrankenstörung durch das Kontrastmittel erhöht. Obwohl eine mit der Blut-Hirn-Schranke vergleichbare Barriere für das Kontrastmittel in anderen Geweben fehlt, weisen erkrankte Gewebe in der Regel eine gesteigerte Affinität für das Kontrastmittel auf, so dass Kontrastmittel in allen erkrankten Körperbereichen kontraststeigernd wirken können.

Die wesentlichen Vorteile einer Kontrastmittelgabe sind eine erhöhte Nachweisempfindlichkeit für Läsionen (erhöhte Sensitivität) durch eine Verbesserung der Bildkontraste, die Möglichkeit funktioneller Aussagen über die Blut-Hirn-Schranke (erhöhte Spezifität) mit konsekutiv verbesserter Differenzierbarkeit verschiedener Läsionen und die Möglichkeit der Messzeitverkürzung in Verbindung mit schnellen Sequenzen. Aufgrund der Kontrastmittelempfindlichkeit schneller Gradientenechosequenzen ist eine Kombination der schnellen Sequenzen mit Kontrastmittelgabe günstig. Darüber hinaus sind unter Anwendung moderner Messverfahren und der Applikation des Kontrastmittels im Bolus Aussagen über die Durchblutung, die Vaskularisation und die Gefässpermeabilität eines Gewebes möglich.
 

6.1. Physiko-chemische Eigenschaften des Kontrastmittels Gd-DTPA

Das im Gd-DTPA enthaltene Gadolinium ist ein Element, das zu den seltenen Erden gehört. Das dreiwertige Gadoliniumion trägt sieben ungepaarte Elektronen und zeigt somit starke paramagnetische Eigenschaften. Paramagnetisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Wasserstoffprotonen in der Nähe des Gadoliniums einem verstärktem Magnetfeld ausgesetzt sind, so dass der Energieaustausch bei der Magnetresonanz beschleunigt wird. Gadolinium hat aufgrund seines Paramagnetismus einen verkürzenden Effekt auf die T1-Relaxationszeit der Wasserstoffprotonen. Die Verkürzung der T1-Relaxationszeit bei Anwesenheit von Gd-DTPA führt zu einer Signalintensitätssteigerung und zu einer Kontrastverstärkung gegenüber den nicht kontrastmittelanreichernden Geweben.
 

6.2. Pharmakologische Eigenschaften

Gd-DTPA ist ein hydrophiles, extrem stabiles und biologisch inertes Komplexsalz (Dimeglumin-Gadopentetat), das sich nach intravenöser Gabe rasch im Extrazellulärraum verteilt und in unveränderter Form über die Nieren durch glomeruläre Filtration ausgeschieden wird. Bei normaler Nierenfunktion ist das Kontrastmittel nach Stunden nahezu vollständig wieder ausgeschieden. Eine entscheidende Eigenschaft des Kontrastmittels Gd-DTPA für die Anwendung im zentralen Nervensystem ist die Tatsache, dass es die intakte Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann. Bei gestörter Blut-Hirn-Schranke tritt das Kontrastmittel aus dem Gefässlumen in den Extrazellulärraum des Hirngewebes aus und führt zu einer Kontrastierung des erkrankten Bereiches. Ein wesentlicher diagnostischer Einsatzschwerpunkt des Gd-DTPA dient demzufolge dem Nachweis einer gestörten Blut-Hirn-Schranke bei intrakraniellen und intraspinalen Tumoren, Entzündungen und Infarkten.
 

6.3. Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen

Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen des Kontrastmittels Gd-DTPA sind sehr selten und beschränken sich auf zumeist leichte lokale Wärme- oder Schmerzgefühle im Zusammenhang mit der Venenpunktion und der unmittelbaren Kontrastmittelinjektion.Aufgrund der geringen Kontrastmittelmenge (in der Regel weniger als 20 ml) und der geringen Osmolalität sind die magnetresonanztomographischen Kontrastmittel im Vergleich zu den Röntgenkontrastmitteln besser verträglich. Allergoide Reaktion können in vergleichbarer Weise wie bei Röntgenkontrastmitteln auftreten. Bei Allergien gegen Röntgenkontrastmittel (Jodallergie) kann sich eine Untersuchung mit einem magnetresonanztomographischen Kontrastmittel anbieten, da keine Kreuzallergien zu erwarten sind.
 

6.4. Kontrastmittelapplikation

Das paramagnetische Kontrastmittel wird intravenös applizert. In der Regel wird wie bei einer intravenösen Spritze eine Armvene punktiert und das Kontrastmittel in die Armvene gegeben. Das Kontrastmittelvolumen beschränkt sich in Abhängigkeit vom Körpergewicht auf unter 20 Milliliter. Das Kontrastmittel verteilt sich in der Blutbahn und im Extrazellulärraum und ist innerhalb von Minuten wirksam.
 

7.0. Literatur:  Magnetresonanzgrundlagen




 
8.0. Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen
alpha Hochfrequenzanregungswinkel
FLASH Fast Low Angle Shot, schnelle Gradientenecho-Technik
FLASH40/10 FLASH-Sequenz mit TR 40 ms und TE 10 ms
Gd Gadolinium
Gd-DTPA Gadolinium-Diäthylentriaminpentaessigsäure
Gradient magnetisches Gradientenfeld, das dem magnetischen Grundfeld überlagert ist
HF Hochfrequenz
KM Kontrastmittel
KRV Kontrast-zu-Rausch-Verhältnis
KST Kernspintomographie
MSGE Mehrschichtgradientenechosequenz
MR Magnetresonanz
MRT Magnetresonanztomographie
ROI Region of Interest (Messfeld)
SE Spinecho
SE500/15 Spinecho-Sequenz mit TR 500 ms und TE 15 ms
S Signalintensität
SRV Signal-zu-Rausch-Verhältnis
T1 longitudinale Relaxationszeit T1
T2 transversale  Relaxationszeit T2
TE time echo delay, Echoausleseverzögerung
TR time repetition, Pulswiederholzeit



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